top of page

Ist die digitale Transformation tot?

Digitale Transformation als kreisförmiger Text mit Frau im Hintergrund

In der KI-dominierten Buzzword-Landschaft ist es heute leise um den einstigen strategischen Trendbegriff geworden. Doch ist die digitale Transformation tatsächlich überholt? Dieser Beitrag, speziell für KMU im Life-Science-Sektor, bietet eine differenzierte Antwort – inklusive überraschender Fakten, verschiedenen Praxisbeispielen und einem kompakten Leitfaden als Starthilfe.



 


Zusammenfassung

  1. Die digitale Transformation verliert zwar als Begriff zunehmend an Sichtbarkeit, dennoch bleibt sie weiterhin von großer strategischer Bedeutung.


  2. Umfassender Mehrwert: Der digitale Wandel ermöglicht KMU im Life-Science-Sektor mehr Sichtbarkeit im Marketing, neue umsatzbringende Geschäftsmodelle und eine effizientere Zusammenarbeit – sowohl technologisch als auch kulturell.


  3. Die Sorge vieler KMUs, dass das Thema zu groß, zu teuer und zu technisch sei, wird mit Hinweis auf die Verfügbarkeit erschwinglicher Tools, die Stärken kleinerer Unternehmen sowie unkomplizierten Lösungsansätzen, entkräftet.


  4. Ein kompakter 4-schrittiger Leitfaden bietet digitale Starthilfe für kleine und mittlere Life-Science-Unternehmen: Es geht um Mehrwert anstelle teurer, umfassender IT-Lösungen und darum, einfach anzufangen - ohne großes Risiko.


  5. Die digitale Transformation stellt weit mehr als einen kurzlebigen Trendbegriff dar. Sie bleibt als strategisch unverzichtbarer Rahmen, als Gesamtstrategie, entscheidend – auch für den effektiven Einsatz von KI.

Inhaltsverzeichnis


  

 



1.     Begriff außer Mode – und doch von großer Bedeutung


„Digitale Transformation“ – ein Begriff, der viel gesagt und selten einheitlich verstanden wurde. In folgenden Punkten herrscht jedoch weitgehend Einigkeit:

Die digitale Transformation beschreibt den grundlegenden Wandel von Strukturen, Abläufen und Denkweisen in Unternehmen mithilfe digitaler Technologien. Ziel ist es, konkreten Nutzen zu erzielen und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Dieser Standarddefinition möchten wir folgenden zentralen Aspekt hinzufügen:

Es geht dabei um mehr als den bloßen Einsatz von Technologie oder isolierten IT-Projekten. So zielt der digitale Wandel auf eine umfassende Nutzung von Daten zur Wertschöpfung und setzt auf Skalierungseffekte, die einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil ermöglichen.


Der oben definierte Begriff verliert in der Aufmerksamkeitsökonomie neuer Trends wie der Künstlichen Intelligenz zunehmend an Sichtbarkeit. Doch: Nur weil ein Begriff seltener fällt, verliert er nicht gleich an Bedeutung. Werfen wir nun daher einen Blick auf konkrete Anwendungsfälle, die den Mehrwert genauer verdeutlichen.



2.     KMU-freundliche Lösungen im Life-Science-Bereich

Insbesondere in der Life-Science-Branche (z.B. MedTech, Biotech und Pharma) – die in besonderem Maße von Regulierung, Forschung und komplexer Dokumentation geprägt ist – kann Digitalisierung weit mehr leisten als nur Arbeitsschritte zu beschleunigen.


Abbildung zum Mehrwert der digitalten Transformation

Dank der nahtlosen Integration der Datenflüsse verschiedener Abteilungen entsteht ein Multiplikationseffekt, der bspw. Netzwerkeffekte nutzt oder das schnellere Rollout von neuen Produkten ermöglicht. Davon können insbesondere kleine und mittelständige Unternehmen profitieren. Hier drei Anwendungsfelder mit realitätsnahen Beispielen:


2.1      Marketing & Vertrieb – Sichtbarkeit trotz kleinem Budget


Piktogramm zum Thema Marketing

Mehrwert: Digitale Transformation ermöglicht kleinen und mittleren Unternehmen mit begrenzten Marketingbudgets sichtbarer zu werden. Dabei helfen datenbasierte Segmentierung, passgenaue Kundenansprache und intelligent vernetzte Kanäle (Website, Social Media, E-Mail-Marketing, CRM und E-Commerce). Dadurch können Zielgruppen präziser erfasst, Aktivitäten effizient synchronisiert und Entscheidungen datenbasiert unterstützt werden. Die Qualität der Leads verbessert sich zudem und die Konversionsrate zu Kund:innen steigt.

Beispiel: Ein mittelständisches Life-Science-Unternehmen mit innovativem Therapieansatz kämpft um Markteintritt und Sichtbarkeit. Als Antwort darauf setzt das Team auf eine konsequent digitale Kommunikationsstrategie: kundenzentrierte Ansprache, vernetzte Kanäle (hier: Webinare, LinkedIn-Posts und ein eigener Podcast) sowie eine datenbasierte Steuerung der Online-Kampagnen.


Ergebnis: Innerhalb einiger Monate entsteht so eine Community potenzieller Anwender und Kooperationspartner. Trotz limitierter Ressourcen lässt sich ein Netzwerk aufbauen, das über klassische Vertriebswege kaum hätte erreicht werden können. Künftig könnten KI-gestützte Tools diesen neu etablierten Prozess noch weiter optimieren – etwa mithilfe lernender Kampagnensteuerung oder dynamischer Lead-Bewertung.


2.2     Geschäftsmodellinnovation – Von Einmalverkauf zu skalierbarem Service


Pitkogramme zum Thema Geschäftsmodellinnovation

Mehrwert: Der digitale Wandel verändert nicht nur Prozesse – er erlaubt ganz neue digitale Geschäftsmodelle mit neuen Angeboten. Statt einmalige Produktverkäufe, können Unternehmen bspw. wiederkehrende Erlösmodelle aufbauen und Kund:innen somit langfristig binden. Das führt zu stabilen Einnahmen und höherer Kundenzufriedenheit. Mit einer digitalen Transformation lassen sich solche Geschäftsmodelle noch gezielter entwickeln und effizient an veränderte Marktbedingungen anpassen.

Beispiel: Ein kleineres Unternehmen produziert seit Jahrzehnten Labordiagnostikgeräte. Infolge stagnierender Umsätze und wachsender Serviceanfragen entschied sich das Unternehmen, sein Geschäftsmodell grundlegend neu zu denken und einen IoT-basierten „Diagnostics-as-a-Service“ einzuführen.


Ergebnis: Anstatt nur einmalig Geräte zu verkaufen, bietet die KMU nun Paketlösungen inklusive Fernwartung, regelmäßiger Software-Updates und automatisierter Datenauswertung. Ärzt:innen profitieren von präziseren Diagnosen, das Unternehmen von neuen Umsatzquellen. Künftig ließe sich KI einsetzen, um die Diagnoseunterstützung weiter zu optimieren und vorausschauende Wartung zu ermöglichen.


2.3     Change Management – Verlässlichere Dokumentation, mehr Klarheit im Team


Piktogramm zum Thema Change Management

Mehrwert: Digitale Transformation verbessert die Dokumentation – insbesondere im Life-Science-Sektor, wo es in hohem Maße auf Regelkonformität und lückenloser Nachvollziehbarkeit ankommt. Sie schafft außerdem Raum für eine offenere Unternehmenskultur, in der Fehler als Lernchance genutzt werden und Verantwortung gemeinsam getragen wird. So entsteht eine zukunftsfähige Arbeitsumgebung, in der Daten gezielt für Entscheidungen herangezogen werden und alle Mitarbeitenden – als Menschen – von einer transparenten, vertrauensvollen Zusammenarbeit profitieren. Beispiel: Ein kleiner, etablierter Arzneimittelhersteller hat lange mit papierbasierten QM-Prozessen gearbeitet – was zu hohem manuellem Aufwand und langen Bearbeitungszeiten führte. 2023 startete es ein Digitalisierungsprojekt unter Einbindung aller Abteilungen. Ziel war u.a. die Einführung eines digitalen QM-Systems mit Echtzeit-Dashboards und automatisierten Prüfberichten sowie passende Mitarbeiterschulungen. Ergebnis: Das Projekt bewirkte nicht nur eine effiziente Automatisierung von Routineaufgaben und eine spürbar reduzierte Fehlerquote, sondern auch einen Mentalitätswandel: weg vom Silodenken, hin zu teamübergreifendem Wissenstransfer. Heute werden Entscheidungen verstärkt datenbasiert getroffen, und Zuständigkeiten sind klarer geregelt. Auch hier könnten KI-gestützte Tools den etablierten Prozess künftig gezielt weiterentwickeln.



Die Beispiele oben verdeutlichen: Der vermeintliche „Tod“ der digitalen Transformation ist ein Trugschluss. Es geht nicht um ein einzelnes, irgendwann überholtes Tool. Dieser Wandel reicht weit über reine Technologie (KI, Automatisierung, E-Commerce) hinaus und prägt Prozesse, Geschäftsmodelle sowie Denkweisen gleichermaßen. Im nächsten Abschnitt decken wir häufige Irrtümer auf, die Sie eventuell überraschen werden.


3.     „Die digitale Transformation? Das ist doch…“ – Häufige Irrtürmer


Wir hoffen, dass Sie mithilfe der vorherigen Beispiele nun eine bessere Vorstellung von der digitalen Transformation haben.  Dennoch stellen wir fest, dass insbesondere KMU weiterhin zögern. Hier einige nachvollziehbare Bedenken, die wir entkräften möchten:


Annahme: „Das ist doch nur was für Konzerne.“

Realität: Gerade kleine und mittlere Unternehmen profitieren von digitalen Strukturen – zum Beispiel in QM, Logistik oder Kommunikation. Sie können oft schneller handeln und Pilotprojekte effizienter umsetzen als Großkonzerne.


Annahme: „Das ist doch zu teuer und zu technisch.“

Realität: Viele digitale Tools (wie CRM-Systeme oder einfache Automatisierungen) sind mittlerweile nutzerfreundlich und erschwinglich. Schrittweises Vorgehen reduziert zudem Risiken und hohen Anfangsaufwand.


Annahme: „Das ist doch umständlich. Wir müssen dafür alles neu machen…“

Realität: Häufig reicht es, bestehende Abläufe intelligenter zu vernetzen und durch digitale Elemente zu ergänzen – statt alles von Grund auf umzubauen.

Das Richtigstellen der drei Irrtürmer oben zeigt, dass digitale Transformation nicht zwingend ein „alles oder nichts“-Ansatz sein muss. Vielmehr handelt es sich um eine strategische Weiterentwicklung, die genau dort ansetzt, wo Engpässe und Optimierungspotenziale bestehen.

Braucht es digitale Transformation für KI?

Jein. Wer KI tief in Prozesse integrieren will, braucht Struktur: saubere Daten, vernetzte Systeme, digitale Abläufe. Aber: Viele KMU können auch auf Einsteiger-Level (z. B. mit KI-Tools wie ChatGPT) starten – ganz ohne eigene Datenbasis.

Digitale Transformation hilft – ist aber nicht immer Voraussetzung. Mehr zum Thema KI finden Sie hier: Life Science 4.0: KI als “Allheilmittel” für KMU?

4.     Smarte Umsetzung: Starthilfe für KMU


Wie sieht es mit der konkreten Umsetzung aus? Je nach Entwicklungsstand eines Unternehmens ist es sinnvoll, schrittweise vorzugehen:

  1. Bedarfsanalyse & Priorisierung Zunächst empfiehlt es sich, kritisch zu prüfen, wo man die größten Engpässe hat, um im Anschluss Prioritäten richtig zu setzen: Hakt es im Vertrieb, weil keine klare Leadverwaltung existiert? Werden wertvolle Daten zum Nutzungsverhalten von Geräten bislang nicht ausgewertet? Oder kostet die Dokumentation immer wieder Überstunden, weil jedes Audit händisch geplant wird?


  1. Pilotprojekte

    Diese Bedarfsanalyse zeigt, an welcher Stelle eine digitale Lösung den größten Mehrwert bringt. Anschließend bietet sich ein Pilotprojekt in einem abgegrenzten Bereich an, zum Beispiel mit einem digitalen QM-System für eine spezifische Produktlinie oder einer ersten E-Commerce-Integration für ausgewählte Produkte. Solche Projekte sollten klar definiert sein, sodass sich Ergebnisse messen lassen: Sinken die Reklamations- und Bearbeitungszeiten? Steigen die Online-Anfragen zu bestimmten Produkten?

  2. Skalierung & Vernetzung

    Diese Kennzahlen helfen dann zu beurteilen, ob sich weitere Investitionen lohnen und ob man die Lösung auf andere Bereiche ausdehnen will. Erfolgreiche Projekte werden dann ausgerollt und weitere Technologien (KI, Data Analytics, Automatisierung) gezielt ergänzt.

  3. Kultureller Wandel

    Wir empfehlen parallel dazu, die Belegschaft in die digitale Transformation einzubinden. Nicht selten scheitert sie nämlich genau an dieser Stelle. Daher: Schulungen erleichtern den Einstieg in neue Systeme und zeigen, wie das Unternehmen durch digitale Prozesse profitieren kann. Bei Umsetzungserfolgen erhöht sich typischerweise die Bereitschaft der Belgschaft, weitere Transformationsschritte zu gehen. Wer dann erste Datengrundlagen geschaffen hat, kann gezielt auch KI-Lösungen einsetzen.



5.     Digitale Transformation: Totgesagt, doch strategisch überlebensnotwendig


Die Quintessenz: „Totgesagte leben länger“ gilt hier in jedem Fall. So bleibt die digitale Transformation als strategisch übergreifender Rahmen weiterhin unverzichtbar.


Wer heute in ausgereifte, zu den eigenen Zielen passende digitale, datengetriebene Prozesse investiert, hat die besten Chancen, in einem hochregulierten und umkämpften Markt langfristig zu bestehen. Die digitale Transformation bietet außerdem den entscheidenden Rahmen, um auch KI-basierte Tools und Systeme wertsteigernd zu nutzen. Hiervon profitieren insbesondere auch kleine und mittlere Life-Science-Unternehmen: Diese gewinnen nicht nur an Effizienz, sondern erschließen häufig neue Einnahmequellen, rücken näher an ihre Fachzielgruppen und setzen wertvolle Ressourcen frei.

Stellen auch Sie die Weichen – vertiefen Sie Ihr Wissen rund um das Thema Digitale Transformation jetzt auf unserer Webseite: https://www.innovate4lifescience.com/digitaltransformation




Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, freuen wir uns über Ihr Feedback in den Kommentaren. Teilen Sie Ihre Gedanken und lassen Sie uns wissen, wie wir Sie noch besser unterstützen können. Verpassen Sie außerdem nicht unsere nächste Veröffentlichung, die wie immer donnerstags und diesmal am 15. Mai erscheint.


 

Quellen:


  • Fotos (abgeändert) von Geralt, Pixabay


Hinweis: Die o.g. Unternehmensbeispiele sind fiktiv, aber realitätsnah konstruiert. Sie dienen dazu, typische Situationen und Herausforderungen von KMU im Life-Science-Sektor greifbar und nachvollziehbar zu machen – ohne gegen Datenschutz, Vertraulichkeit oder Wettbewerbsinteressen zu verstoßen.




Das könnte Sie auch interessieren:


Digitale Transformation

Comentarios


bottom of page